NSG Alte Elde bei Kuppentin

Das Schutzgebiet umfasst einen naturnahen Altarm der Elde. Hier kommen 24 verschiedene Fisch- und Rundmäulerarten vor, darunter Bachforelle, Groppe und Steinbeißer. Der Fluss durchfließt Feuchtwiesen und ein interessantes Wald- und Moorgebiet namens Fahrenhorst.

Das NSG liegt in der Landschaftseinheit „Oberes Warnow-Elde-Gebiet“ in Höhen von etwa 51 – 60 m NN und umfasst 13 km des Eldetals westlich von Plau bis Lübz.

Die mäandrierende Alte Elde zwischen Lübz und Wessentin liegt im unmittelbaren nördlichen Hinterland des Frankfurter Eisvorstoßes. In dessen Hochfläche haben sich die Schmelzwässer des nächstjüngeren Pommerschen Eisvorstoßes einige Meter tief eingeschnitten und dabei lokal die in diesem Raum oft weniger als 10 m mächtige Grundmoräne ausgeräumt. Der schmalere Flussabschnitt zwischen Kuppentin und Weisin ist auf einen einmaligen Fließvorgang zurückzuführen, wogegen ab Weisin in südlicher Richtung die etwas ältere und breitere Abflussbahn einer Zwischenstaffel benutzt wird. Im Raum Lübz durchbricht die Elde auf ihrem Weg in das südliche Vorland die Frankfurter Eisrandlage. Das hier bis zu 300 m breite Elde-Tal ist mit zum Teil mächtigen Torfen eines Durchströmungsmoores gefüllt.

Zwei Burgwälle in der Fahrenhorst westlich von Kuppentin belegen eine slawische Besiedlung. Mit der Landnahme durch die Deutschen im 12. Jahrhundert erfolgten weitreichende Veränderungen des Fließgewässercharakters der Elde, es wurden an mehreren Stellen, so z. B. in Plau, Lübz und Parchim, Mühlenstaue eingerichtet. Versuche, die Elde schiffbar zu machen, reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Am Forsthof Kuppentin sind 200 Jahre alte Schleusenreste vorhanden, in der Fahrenhorst der „Franzosenkanal“. Hier beginnt die nach Norden führende Schleife der Alten Elde, die heute nicht mehr schiffbar ist. Nach 1800 wurde die Elde teilweise kanalisiert und z. T. in ein ganz neues Bett verlegt. Nach 1920 entstand bei Bobzin eine neue Schleuse mit 7,3 m Höhendifferenz. Kurz dahinter mündet heute die Alte Elde wieder in den Eldekanal. Die Alte Elde hat mehrere Zuflüsse aus Norden und Süden. Die vermoorten Auenbereiche (mit etlichen Altarmen) wurden bis 1970 als Grünland genutzt, ein Teil der Wiesen ist heute aufgelassen. Bei Lübz wurde im Niedermoorbereich auch Torf gestochen. Die Wälder auf den Mineralbodeninseln im Tal werden forstlich genutzt.

Vor Lübz haben sich auf den ehemaligen Eldewiesen großflächig Schilfbestände eingestellt, Altarme sind teils dicht mit Krebsschere bewachsen. In der Fahrenhorst existieren Reste ehemals artenreicher Kohlkratzdistelwiesen, im flussnahen, periodisch überfluteten Auenbereich Sumpfdotterblumenwiesen. Auf früheren Waldwiesen herrschen Bestände von Sumpf-Segge, Pfeifengras, Ufer-Segge und Rohr-Glanzgras vor, in den etwas trockeneren Bereichen Reste von Glatthaferwiesen. Im Überflutungsbereich stockte ursprünglich Hartholzauwald, wie er am Forsthof Kuppentin noch erhalten ist. Auf nassen Standorten stocken Erlenbruchwälder, auf tiefgründigerem Durchströmungsmoor Birkenbrüche. Dominierende Baumart der waldbestockten Mineralbodenflächen ist die Rot-Buche. Vereinzelt sind in Waldflächen, die noch vor 100 Jahren Grünland waren, wildwachsende, teils sehr mächtige Apfelbäume zu finden. Bisher wurden in der Alten Elde 24 Fischarten nachgewiesen. In den schnell fließenden Gewässerabschnitten sind Charakterarten der Salmonidenregion wie Westgroppe, Bachforelle und Bachneunauge erhalten, in den langsamer fließenden Abschnitten mit tiefen Kolken und sandiger Sohle Hasel, Döbel und Steinbeißer. Neben verschiedenen Laufkäfern wurden Spinnen wie die stark feuchtigkeitsliebende Jagdspinne Dolomedes fimbriatus mit hoher Stetigkeit nachgewiesen. An den mit Krebsschere bewachsenen Altarmen der Elde ist die Grüne Mosaikjungfer häufig zu beobachten. Als bemerkenswerter Vertreter der Schmetterlingsfauna ist der Violette Feuerfalter zu nennen. Im breiten Schilfgürtel vor Lübz brüten Schilfrohrsänger und Rohrdommel sowie in großer Anzahl auch Stockenten und Blässrallen.

Der Zustand des strukturreichen Gebietes ist gut. Die Wasserqualität der Zuflüsse kann durch bessere Klärung der Siedlungsabwässer und Einrichtung von Pufferzonen zu angrenzenden Äckern verbessert werden. Die regelmäßige Nutzung und Pflege aller Wiesen wird weiterhin angestrebt.

Das Schutzgebiet ist abschnittsweise auf Wegen begehbar. Ein Weg quert die Elde an der Bobziner Schleuse. Das Gebiet stellt einen landschaftlichen Höhepunkt an der vorrangig touristisch genutzten Müritz-Elde-Wasserstraße dar. Anlegemöglichkeiten existieren an der Brücke Kuppentin und an der Bobziner Schleuse.

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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