NSG Darschkower See bei Stolzenburg

Der Darschkower See liegt direkt am Schlossberg, einem eiszeitlich entstandenen Höhenzug (sogenanntes Os). Auf diesem befinden sich auch die Reste eines slawischen Burgwalls aus dem Mittelalter. Das kleine Schutzgebiet ist Rückzugsraum für zahlreiche Brutvögel und seltene Insektenarten.

Das Gebiet liegt etwa 5 km nordwestlich von Pasewalk und unmittelbar nordwestlich der Ortslage Stolzenburg in Höhen von 40 – 52 m NN. Es gehört zur Landschaftseinheit „Kuppiges Uckermärkisches Lehmgebiet“.

Östlich von Schönwalde beginnt ein ca. 3 km langer Oszug, der im Schutzgebiet als schmaler Wall annähernd von Nord nach Süd verläuft und im Süden mit einem markanten Hügel, dem „Schloßberg“ endet. Im Schutzgebiet wird der Oszug, dessen Oberfläche von Geschiebemergel der Grundmoräne gebildet wird, zu beiden Seiten von charakteristischen Osgräben flankiert. Die östliche Rinne verlandete vollständig und wird heute von einem Zwischenmoor eingenommen. Im westlichen Osgraben existieren zwei miteinander verbundene, mesotrophe Seen mit einer Wasserfläche von zusammen 4,8 ha. Die Ufer der Darschkower Seen leiten nach Norden und Osten zum Verlandungsmoor über, während von Westen mineralische Hänge steil in die Gewässer abfallen.

Seit dem 7. Jahrhundert ist der Schloßberg durch Slawen besiedelt worden, wie anhand von Scherbenfunden belegt werden konnte. Es erfolgte ein Durchstich der Halbinsel nördlich des Schloßberges, um ein Ringgrabensystem zum Schutz der (um 900?) errichteten Wallburg zu schaffen. Nach der deutschen Besiedlung im 12. Jahrhundert begann die Ackernutzung der Mergelböden einschließlich des Oszuges. Ab dem 17. Jahrhundert ist die Ackernutzung sowohl des Plateaus auf dem Burgwall als auch der nördlich und südlich davon gelegenen Halbinsel überliefert. Bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die zugänglichen Moore und die Wallböschungen als Grünland genutzt. Etwa 1960 wurden diese Standorte aufgelassen, während die Oskuppen weiterhin beackert werden.

Die Kleingewässer werden durch Seerosen, Teichrosen und verschiedene Laichkräuter geprägt. Im Uferbereich kommen Krebsschere, Schwanenblume, Wasser-Hahnenfuß und Strand-Ampfer vor. In den nassen Bereichen des Zwischenmoores treten Gewöhnlicher Wasserschlauch, Wasserfeder, Strauß-Gilbweiderich, Blutauge und Moor-Greiskraut auf. Nach Auflassen der Feuchtwiesen stellten sich Schilfröhrichte und Weidengebüsche ein. Schmale wechselfeuchte Bereiche mit Wiesen-Schlüsselblume und Wiesen-Flockenblume vermitteln zu aufgelassenen Halbtrockenrasen mit Fieder-Zwenke, Land-Reitgras, Kartäuser-Nelke, Knack-Erdbeere, Mittlerem Wegerich, Wiesen-Salbei und Wirtgens Labkraut. Auf der Burgwallkuppe sind Staudenfluren ausgebildet, in denen Kicher-Tragant, Siegmarswurz, Kleine Wiesenraute, Großer Ehrenpreis und Schmalblättrige Vogelwicke dominieren. Zunehmend breiten sich Schlehengebüsche aus, in deren Säumen Raues Veilchen und Breitblättriger Sitter vorkommen. In den Ackersäumen finden sich Feld-Rittersporn, Kleinfrüchtiger Leindotter, Gezähntes Rapünzchen, Rauhaarige Platterbse und Großblütige Wicke. Bisher konnten 35 Tagfalter- und 3 Widderchenarten nachgewiesen werden. Besonders interessant ist die stabile Population des Malven-Dickkopffalters, einer südlichen Art mit nordostdeutscher Verbreitungsexklave. Neben starken Laichgruppen des Moorfrosches (> 250 adulte Exemplare) sind stabile Populationen von Kammmolch, Wechselkröte, Rotbauchunke, Laubfrosch und Zauneidechse vorhanden. Als Brutvögel sind Beutelmeise, Rothalstaucher und Bekassine sowie Kranich, Rohrweihe, Rohrammer und Rohrschwirl besonders zu erwähnen. In den aufgelassenen Offenlandbereichen leben Rebhuhn, Kiebitz, Steinschmätzer, Feldschwirl, Schafstelze, Neuntöter und Grauammer.

Der Zustand des Schutzgebietes ist gut. Allerdings widerspricht die intensive Ackernutzung der Oskuppen dem Schutzzweck. Daher ist eine Umwandlung von Teilflächen in Extensivgrünland notwendig. Zum Erhalt des waldfreien Oszuges sollen zusammenhängende Hutungsflächen geschaffen werden, die sich vom Os bis in die angrenzenden Moorwiesen ziehen. Um einen größeren, repräsentativen Ausschnitt des Oszuges in das Schutzgebiet einzubeziehen, ist eine Erweiterung des Gebietes in nördliche Richtung bis Schönwalde sinnvoll.

Im Gebiet existieren keine öffentlichen Wege. Einen Eindruck vom Gebiet erhält der Besucher vom westlich angrenzenden Feldweg. Der Badebetrieb konzentriert sich auf die am südwestlichen Ufer des kleinen Sees gelegene Badestelle und führt zu keinen Konflikten. Die Nutzung durch Angler darf mit Rücksichtnahme auf sensible Brutvogelpopulationen die in der Schutzgebietsverordnung festgelegte Größe nicht übersteigen.

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

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