NSG Langenhägener Seewiesen

Seit der Wiedervernässung rasten jedes Jahr im Herbst wieder bis zu 3.000 Kraniche in den flach überstauten Wiesen. Ein schöner Beobachtungsstand lädt zur wetterunabhängigen Vogelbeobachtung ein, vom örtlichen Förderverein werden geführte Wanderungen und Übernachtungsmöglichkeiten angeboten.

Das Naturschutzgebiet liegt 5 km westlich der Stadt Goldberg in Höhen von 55 – 71 m NN in der Landschaftseinheit „Oberes Warnow-Elde-Gebiet“.

Das Schutzgebiet besteht aus dem flachen See selbst, den umgebenden Moorniederungen und Grundmoränenflächen, die zum Frankfurter Eisvorstoß der Weichsel-Vereisung gehören. Der See und die umgebenden Niedermoore liegen in einem ehemals abflusslosen Becken, dessen eiszeitliche Oberfläche mit bis zu 10 m tiefen Kesseln deutlich reliefiert war. In der Nacheiszeit bildeten sich vermutlich voneinander isolierte Gewässer, in denen es zur Ablagerung mächtiger Muddeschichten (Leber-, Kalk-, Ton-, Torfmudde) kam. Die weichen bis flüssigen Mudden werden kleinflächig von vererdeten Torfen überlagert. Im Gebiet sind mehrere Muddearten unterschiedlicher Mächtigkeit innerhalb eines Profils geschichtet, wobei Torf- und Lebermudden überwiegen. Der See entwässert über einen Graben nach Süden in Richtung Elde.

1219 wird das Gebiet erstmalig als „zu Techentin gehörend“ erwähnt. Die im 13. und 14. Jahrhundert großflächig einsetzenden Rodungen auf den Moränenhochflächen erhöhten den Wasserzulauf in das zwischenzeitlich vermoorte Becken. Dadurch bildete sich im Becken wieder ein See aus, der auf der Karte von WIEBEKING (1786) dargestellt ist. Um mehr Weideflächen zu erhalten, wurde im 18. Jahrhundert begonnen, den Wasserspiegel mittels eines Entwässerungsgrabens zu senken. Die verkleinerte Seefläche ist handschriftlich in der WIEBEKINGSCHEN KARTE eingetragen. Am Seegraben wurde von 1924 – 1989 ein Schöpfwerk betrieben. Nach dessen Stilllegung bildete sich in kurzer Zeit wieder eine offene Wasserfläche. 1990 wurde die überflutete Fläche unter Naturschutz gestellt und 1996 um einige Wiesenbereiche erweitert.

Der 40 ha große polytrophe Flachsee, in der Ortslage nur durch einen schmalen, beweideten Grünlandstreifen von der Straße getrennt, bietet mit seinen mosaikartig verteilten Schilf- und Seggenbereichen vor allem Wasser- und Watvögeln Lebensraum. Größere Uferabschnitte sind mit Gemeinem Schilf bewachsen, das in angrenzende Kohldistelwiesen einwandert. Auf Schlammbänken bildet Breitblättriger Rohrkolben Dominanzbestände, daneben kommen Nickender und Dreiteiliger Zweizahn sowie Falsche Fuchs-Segge vor. Auf nassem Grünland haben sich Sumpfdotterblume, Kuckucks-Lichtnelke und Wasser-Greiskraut üppig entwickelt, erwähnenswert sind Breitblättriges Knabenkraut, Sumpf- Sternmiere, Kröten-Binse und Sumpf-Blutauge. Die freien Wasserflächen sind fast komplett von Wasser- Knöterich besiedelt. Auf der trockenen Halbinsel stockt neben alten Stiel-Eichen ein Zitterpappel-Vorwald, es finden sich Glatthaferwiesen und Bestände der Wiesen-Schlüsselblume. Die als Rinderweide genutzten Mineralbodenflächen sind artenarm und werden dominiert von Gemeiner Quecke, Deutschem Weidelgras und Weiß-Klee. Im Krautsaum von Hecken und Kopfweidenreihen wachsen Breitblättriger Sitter und Einbeere. Erwähnenswerte Brutvögel sind Tafelente, Schnatterente, Löffelente, Höckerschwan, Rothals-, Schwarzhals- und Zwergtaucher, Graugans, Bläss-, Wasserund Teichralle, Kiebitz, Lachmöwe, Kranich, Waldwasserläufer sowie Rohrweihe. Zur Zugzeit wurden Bekassine, Bruch- und Dunkler Wasserläufer, Rotschenkel, Sand- und Flussregenpfeifer, Grünschenkel, Kampf- und Flussuferläufer, Uferschnepfe, Sing- und Zwergschwan, Saat- und Blässgans beobachtet. Regelmäßige Nahrungsgäste sind Graureiher, Weißstorch, Seeadler, Mäusebussard, Rotmilan, Kolkrabe und Kormoran. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich das Gebiet zu einem bedeutsamen Kranichsammel- und Schlafplatz. Zur Zeit des Herbst-Vogelzuges sind über mehrere Wochen täglich bis zu 2 500 Kraniche zu beobachten.

Der Zustand des Gebietes ist sehr gut. Zu prüfen ist, wie sich der Wasserhaushalt des Gebietes künftig entwickeln kann. Denkbar ist die Wiederherstellung des ursprünglich abflusslosen Zustandes. Das Grünland soll weiterhin extensiv als Weide oder Mähwiese genutzt werden.

Das Schutzgebiet grenzt auf einer Länge von ca. 2,4 km an die in Langenhagen größtenteils nur einseitig bebaute Dorfstraße an. Das ermöglicht einen fast vollständigen Überblick über das Gebiet. Es existieren zwei Beobachtungsstationen, der ortsansässige Förderverein bietet Führungen an. Insbesondere in den Herbstmonaten – zu Zeiten des Kranichzuges – sind die Langenhägener Seewiesen ein vielbesuchtes Ausflugsziel.

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

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