NSG Neuendorfer Wiek und Insel Beuchel

In der flachen Bucht und der dazugehörigen Insel werden in Spitzenzeiten über 20.000 Vögel gezählt: Enten, Lachmöwen und Brandseeschwalben kann man hier beobachten. Regelmäßig überflutete Salzweiden dienen den Vögeln als Nahrungs- und Rastgebiet.

Das Schutzgebiet umfasst die Wasserflächen der Neuendorfer Wiek und Teile des Breetzer Boddens sowie Ufer- und Landbereiche in den Gemeinden Trent und Neuenkirchen. Das Naturschutzgebiet „Insel Beuchel“ (16,8 ha) ist nicht Bestandteil des Schutzgebietes. Die Neuendorfer Wiek gehört zur Landschaftseinheit „Nord- und ostrügensches Hügel- und Boddenland“.

Das Schutzgebiet liegt in der bodden- und buchtenreichen Grundmoränenlandschaft des jüngsten Gletschervorstoßes der Weichsel-Kaltzeit. Die Neuendorfer Wiek ist eine weit nach Süden reichende Ausbuchtung des Breetzer Boddens. Sie ist bei Mittelwasser ca. 1,30 m tief. Wassertiefen um 2 m wurden nur am Ausgang in den Breetzer Bodden gemessen. Mit zunehmender Entfernung vom Breetzer Bodden überwiegt ein schlickiger Grund. Hartgründige Bereiche gibt es bei Neuendorf, südlich und östlich der Insel Beuchel und beim Fischerdorf Breetz. Der durchschnittliche Salzgehalt beträgt 7,6 %o . Der aus wechselnd kiesigen Sanden aufgebaute flache Höhenzug nordöstlich von Zessin ist der nördlichste einer Reihe von Osern.

Die ufernahen Flächen um die Neuendorfer Wiek werden seit Jahrhunderten als Salzgrünland extensiv bewirtschaftet. Da es keine oder nur Sommerdeiche gab, wurden die Salzweiden im Frühjahr und Herbst häufiger überflutet. Die Bereiche in der südlichen Neuendorfer Wiek wurden Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts eingedeicht und danach mit zwei Windschöpfwerken entwässert. Im Uferbereich wurde während der Eisperioden Schilf geworben. Die Wasserflächen dienen nach wie vor der Reusenfischerei. Der Oszug wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts mit Schafen und Pferden beweidet. Danach wurden die Flächen ackerbaulich genutzt. Nach 1990 wurden sie stillgelegt. Teilflächen des Oszuges wurden um 1920 mit Kiefern aufgeforstet.

Die Randbereiche der Neuendorfer Wiek werden von Brackwasserröhrichten gesäumt, an die sich Salzgrünland anschließt. Hier dominieren Gemeine Quecke und Rot-Schwingel, ebenso kommen Strand-Wegerich, Strand-Aster und Salz-Binse vor. Auf dem Oszug existieren Magerrasen mit Silbergras, Sand-Strohblume, Kleinem Ferkelkraut und Berg-Sandknöpfchen. Hervorzuheben sind hier die Vorkommen von Deutschem Filzkraut, Zwerg-Filzkraut, Acker-Filzkraut, Echtem Schaf-Schwingel und Dolden-Spurre. Während die Insel Beuchel vorrangig als Bruthabitat für Küstenvögel dient, werden die Flachwasserbereiche der Neuendorfer Wiek zur Nahrungssuche genutzt. Speziell zur Jungenaufzucht der Seeschwalbenarten sind außerdem die angrenzenden Wasserflächen zwischen Hiddensee und Schaabe von großer Bedeutung. Drei Brutpaare des Seeadlers nutzen das Gebiet als Nahrungsrevier. Die gesamte Neuendorfer Wiek stellt für zahlreiche Vogelarten ein wichtiges Durchzugs-, Rast- und Überwinterungsgebiet dar. Hierzu zählen Sing- und Zwergschwäne, Saat- und Blässgänse sowie Nonnengänse, die diese Wasserflächen als Schlafplätze nutzen. Im Winterhalbjahr gesellen sich zu den hier beheimateten Seeadlern weitere Exemplare aus Skandinavien und dem Baltikum hinzu, so dass häufig bis zu 10 Adler gleichzeitig angetroffen werden können. Unter den zahlreichen rastenden und z. T. mausernden Enten konnten 8 000 – 10 000 Reiherenten und 1 800 Tafelenten gezählt werden. Der Zwergsäger überwintert mit bis zu 110 Exemplaren im Gebiet. Zeitweise sind über 20 000 Wasservögel gleichzeitig in der Neuendorfer Wiek registriert worden.

Der Zustand des Gebietes ist gut. Die Neuendorfer Wiek stellt eine sinnvolle Erweiterung des bereits seit 1940 bestehenden NSG „Insel Beuchel“ dar. Neben den Bruthabitaten werden nunmehr auch ausgedehnte Flachwasserbereiche sowie das extensiv beweidete Salzgrünland um die Neuendorfer Wiek als Nahrungs- und Rastgebiete in den Schutz einbezogen. Dagegen ist der Oszug mit seinen Magerrasen durch Kiesabbau in seiner Existenz gefährdet. Sinnvoll ist der Rückbau der Deichanlagen im Südwesten des Gebietes, um den Überflutungsbereich wiederherzustellen. Die Beweidung des Salzgrünlandes soll fortgesetzt werden. Zu prüfen ist, ob die waldfreien Bereiche des Oszuges durch Beweidung und gelegentlichen Umbruch offen gehalten werden sollen.

Das Gebiet kann von den umliegenden Straßen aus gut eingesehen werden. Im Gebiet selbst existieren keine Wege. Befahrensregelungen für die Flachwasserbereiche müssen noch getroffen werden.

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV

Mecklenburgstraße 7
19053 Schwerin

Unser Partner:

Unsere Tochter: