NSG Putzarer See

Charakteristisch für den flachen See ist sein ausgedehnter Verlandungsgürtel mit breitem, geschlossenem Röhrichtsaum. Einschließlich der angrenzenden Durchströmungsmoore stellt der Putzarer See ein überregional bedeutsames Durchzugs- und Rastgebiet für Wasser-und Sumpfvögel dar. Am Nordufer des sonst unzugänglichen Sees existiert eine Aussichtsplattform.

Der Putzarer See liegt etwa 10 km nordöstlich von Friedland am nordwestlichen Rand der Friedländer Großen Wiese in Höhen von 7 – 15 m NN. Das Gebiet gehört zur Landschaftseinheit „Grenztal und Peenetal“ (202).

Der aus einer Toteishohlform entstandene See stellt eine Talmoorblänke im Durchströmungsmoor des Großen Landgrabens dar. Das angrenzende Durchströmungsmoor erreicht maximal 4 m Mächtigkeit. Darunter folgen bis 0,5 m mächtige Mudden. Der heute nur noch knapp 0,5 m tiefe See hat in den letzten 750 Jahren – beginnend mit der Anlage des Landgrabens als Grenzgraben zwischen Mecklenburg und Pommern – zahlreiche Veränderungen der Zu- und Abflussverhältnisse sowie der Seespiegelhöhe und Seegröße erfahren. Ende des 17. Jahrhunderts hatte der See mit einer Spiegelhöhe von 8 m NN und ca. 380 ha Wasserfläche offenbar seine größte Ausdehnung der Neuzeit. Zunehmende Entwässerungen des Talmoores im 19. und 20. Jahrhundert führten zu einer Absenkung des Seespiegels und zur Verkleinerung des Einzugsgebietes. Eine Folge davon ist das extreme Absinken des Seespiegels bis zum Trockenfallen in längeren Perioden mit anhaltend hohen Niederschlagsdefiziten. Nachdem der See zunächst an den Landgraben angebunden war, erfolgte später die Umverlegung des Landgrabens südlich um den See herum. Der See istheute wieder zu- und abflusslos.

Frühgeschichtliche Fundstücke belegen, dass bereits slawische Siedler am See Fischfang betrieben haben. Im 17. Jahrhundert hat es nach der SCHWEDISCHEN MATRIKELKARTE im nördlichen Uferbereich eine Wassermühle gegeben, die durch das in den Mühlgraben abfließende Wasser angetrieben wurde. Die ausgedehnten Schilfbestände wurden bis in die 1950er Jahre zur Rohrwerbung genutzt. Eine landwirtschaftliche Nutzung beschränkt sich heute auf die Beweidung der Hutungsflächen am Südostufer bzw. auf die Mahd der Niedermoorwiesen im Nordosten.

Charakteristisch für die Uferund Verlandungsbereiche des Sees sind ausgedehnte Röhrichtbestände, die einen geschlossenen breiten Saum um den See bilden. Es herrschen Nachtschatten- Schilfröhrichte vor, die in Schilf-Landröhrichte übergehen. Landseitig schließen sich Ufer- und Sumpfseggenriede, Hochstauden sowie Grauweidengebüsche und Bruchwälder an. Die noch in den 1950er Jahren artenreiche Submersvegetation beschränkt sich heute auf Kammlaichkrautbestände mit Sumpf-Teichfaden sowie lokal ausgebildete Rasen von Armleuchteralgen (Chara globularis, C. contraria und C. intermedia). In trockenen Jahren kommt es auf Schlammflächen zu Massenentwicklungen des Moor-Greiskrautes. Auf den seenahen, kurzrasigen Hutungsflächen am Südostufer haben sich kleinseggenreiche Weiderasen erhalten, die noch Reste ehemals größerer Mehlprimelbestände sowie Vorkommen von Breitblättrigem und Steifblättrigem Knabenkraut (auch Unterart ochroleuca), Sumpf-Enzian und Bitterem Kreuzblümchen beherbergen. Im Gebiet rasten Saat-, Bläss- und Graugänse, Schnatter-, Löffel- und Tafelenten sowie Blässrallen in größeren Beständen. Daneben übersommern regelmäßig mehrere Hundert nicht brütender Höckerschwäne im Gebiet. Sing- und Zwergschwäne erscheinen auf dem Frühjahrs- und Herbstzug im Gebiet, wobei sich beim Zwergschwan wesentliche Teile der mecklenburgischen Rastbestände hier versammeln können. In den großflächig vorhandenen Altröhrichtbeständen brüten Rohrdommel, Kranich, Rohrweihe und verschiedene Rallenarten (darunter Wasser- und Tüpfelralle). Als Brutvögel sind weiterhin Bartmeise, Blaukehlchen, Drosselrohrsänger und Schlagschwirl erwähnenswert. See-, Fisch- und Schreiadler sind Nahrungsgäste im Gebiet. Von den Säugern sind Fischotter und Großer Abendsegler hervorzuheben. Als bemerkenswerte Fischarten kommen Steinbeißer und Schlammpeitzger vor. Die Ringelnatter überwintert am Südufer in einem Massenquartier von jährlich mehreren Hundert Tieren.

Der Zustand des Gebietes ist unbefriedigend. Die hydrologischen Verhältnisse sind durch große Instabilität gekennzeichnet. Während längerer Trockenperioden kann der See vollständig trocken fallen. Die an den See angrenzenden Durchströmungsmoorbereiche sind tiefgründig entwässert. Das Entwicklungsziel besteht darin, den Wasserhaushalt des Sees so zu stabilisieren, dass durch eine permanente Wasserfüllung die Rastfunktion des Gebietes gesichert wird.

Am Nordufer des sonst unzugänglichen Sees existiert eine Aussichtsplattform.

 

 

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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