NSG Riedensee

Der Riedensee ist einer der letzten Strandseen an der westlichen Ostseeküste. Er ist nur durch einen schmalen Dünenstreifen vom offenen Meer abgetrennt, der bei Hochwasser regelmäßig überflutet wird. Bitte helfen Sie, dieses einmalige Gebiet zu bewahren – betreten Sie nicht die Dünen und die Durchbruchstelle zum Riedensee, wo der Küstenahlenläufer, eine hochspezialisierte Käferart, lebt.

Das Schutzgebiet liegt 1 km nördlich von Kägsdorf und 2 km westlich von Kühlungsborn-West in Höhen von 0 – 10 m NN. Naturräumlich gehört der Riedensee zur Landschaftseinheit „Kühlung“.

Der Riedensee liegt in einer flachen Mulde in der Grundmoränenfläche des Mecklenburger Eisvorstoßes der Weichsel-Vereisung. In der Abschmelzphase des Gletschereises wurde diese Senke mit feinen Schmelzwassersanden von über 5 m Mächtigkeit gefüllt und durch den Meereswasserspiegelanstieg während der Litorina-Transgression überflutet. Zu dieser Zeit entstanden salzbeeinflusste Seggen- und Seggenschilftorfe, die mit einem Bruchwaldtorf abschlossen. Durch den Küstenrückgang sind diese bis 4,6 m mächtigen Torfe auch in den Litoralbereich der Ostseeküste gelangt und werden hier als Torfplatten am Strand sichtbar. Die Senke mit dem bis 2 m tiefen Riedensee wurde durch einen Strandwall von der Ostsee abgeriegelt, der aber gelegentlich bei Hochwasser überspült wird. Die Überlaufstellen, deren Standorte im Zuge küstendynamischer Prozesse wechseln, spielen eine besondere Rolle im Strandseeökosystem und sind heute einmalig an der westlichen Ostsee. Das Einzugsgebiet des Riedensees wird intensiv landwirtschaftlich genutzt.

Nach der WIEBEKINGSCHEN KARTE von 1786 wurden tief liegende Bereiche als Wiese und Rohrwerbeflächen sowie höhere Bereiche als Weide genutzt. Zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jh. wurde zur besseren landwirtschaftlichen Nutzung ein Entwässerungsgraben mit einer Sielklappe gebaut. Danach etablierte sich die Wehrmacht im Dünen- und Strandgelände westlich Kühlungsborns und betrieb dort einen Truppenübungsplatz. In den 1960er Jahren übernahm die Nationale Volksarmee die militärischen Einrichtungen und errichtete neue Anlagen. Reste dieser militärischen Anlagen sind im Gebiet noch erkennbar. Der landwirtschaftlich nutzbare Teil wurde eingedeicht und durch zwei Schöpfwerke entwässert. Als Folge einer Sturmflut im Jahre 1995 wurde das Gebiet völlig überschwemmt. Danach wurden der Deich geöffnet, eines der beiden Schöpfwerke abgebaut und eine extensive Grünlandnutzung etabliert.

Der Riedensee wird von Meersalden-Kammlaichkrautrasen besiedelt. Seine Ufer werden nahezu vollständig von Brackwasserröhrichten eingenommen. An die Brackwasserröhrichte schließt sich ostseewärts ein schmaler Salzgrünlandsaum mit Salz-Binse, Zierlichem Tausendgüldenkraut, Nickendem Löwenzahn und Strand-Dreizack an. Die Dünen werden von Strandhafer-Weißdünenrasen eingenommen, im östlichen, stärker ruderalisierten Dünenbereich dominiert Sand-Reitgras. Bemerkenswerte Strandpflanzen sind Binsenquecke, Filzige Pestwurz und Stranddistel. Die beweideten Moorstandorte östlich des Sees werden von Weidelgrasrasen dominiert, die sich seit dem Brackwassereinbruch 1995 zunehmend zu Salzrasen entwickeln. Im Südwesten sind auf beweideten Moränenstandorten schwach basiphile Halbtrockenrasen entwickelt. Die Durchbruchstellen von der Ostsee zum Riedensee schaffen an der Nahtstelle zwischen Meer und Land immer wieder Pionierstandorte, die beispielsweise von hochspezialisierten Salz liebenden Käferarten wie dem Küstenahlenläufer Bembidion pallidipenne besiedelt werden. Im See kommen regelmäßig Ostseefische vor. Im Frühjahr und im Herbst rasten Reiher, Schnepfenvögel, Möwen, Seeschwalben, Enten, Gänse und Schwäne im Gebiet. Als Brutvögel des Feuchtgrünlandes kommen Sandregenpfeifer, Kiebitz, Bekassine und Rotschenkel vor. Die Bartmeise brütet, zusammen mit Teich-, Schilf- und gelegentlich Drosselrohrsänger, in ansehnlicher Zahl im Schilfröhricht.

Der Zustand des Gebietes ist befriedigend. Der Rückbau des einen Schöpfwerkes und die Deichöffnung nach dem Hochwasser 1995 haben zu einer Verbesserung der hydrologischen Verhältnisse geführt. Der Riedensee wird durch Nährstoffeinträge aus dem landwirtschaftlich intensiv genutzten Einzugsgebiet eutrophiert. Im Sommer werden der Strand, aber auch die Dünen und die Durchflussrinnen von Strandbesuchern sehr intensiv genutzt. Das Entwicklungsziel besteht in der vollständigen Wiederherstellung der natürlichen hydrologischen Bedingungen durch Rückbau aller Entwässerungsanlagen.

Das Schutzgebiet ist von Kägsdorf und von Kühlungsborn-West sowie von einem westlich des NSG gelegenen Parkplatz aus zu Fuß zu erreichen. Der Riedensee und sein Umland sind von außen einsehbar, der Strand kann von Wanderern und Badegästen betreten werden.

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV

Mecklenburgstraße 7
19053 Schwerin

Unser Partner:

Unsere Tochter: