NSG Stecknitz-Delvenau

Die deutsch-deutsche Teilung gab der Natur in den unzugänglichen Grenzgebieten eine fast vierzigjährige Atempause, so dass sich entlang des heute als „Grünes Band“ bezeichneten Naturschutzprojektes zahlreiche Tier- und Pflanzenarten erhalten konnten. Ziel unserer Stiftung ist die Erhaltung des ungestörten Zustands unserer Flächen in den grünlandreichen Niederungen der Stecknitz und der Delvenau durch naturschutzgerechte Pflegenutzung.

Die Stecknitz-Delvenau-Niederung liegt auf einer Höhe von 8 m NN, ca. 8 km nordwestlich von Boizenburg und gehört zur Landschaftseinheit ,,Talsandniederungen mit Elde, Sude und Rögnitz“.

Das Schutzgebiet ist Teil einer N-S-verlaufenden, spätglazialen Rinne, in der Schmelzwässer aus dem Lübecker Staubecken sowie aus dem Becken des Ratzeburger Sees über Mölln nach Süden zum Urstromtal der Elbe abgeflossen sind. Das Tal fällt von Nord nach Süd ab. An der Oberfläche steht stark zersetzter Torf in einer Mächtigkeit von 0,5 bis 1,3 m an, der Talsanden aufliegt und im Südteil von einer 0,3 bis 0,5 m mächtigen Auelehmauflage bedeckt ist. Die benachbarten Hochflächen werden von Talsanden gebildet, die 15 m NN liegen. Der östliche Bereich der Stecknitz-Delvenau-Niederung unterliegt einem relativ starken Grundwasserzustrom. Mehrere parallel zur Stecknitz verlaufende Gräben fangen heute das zufließende Grundwasser auf, so dass der Grundwasserstand stark abgesenkt wird. Dabei hat der Brückengraben mit einer ausgebauten Tiefe bis zu 4 m die stärkste Entwässerungswirkung. Die Stecknitz selbst hat für die Niederung keine Entwässerungsfunktion mehr.

Die im Süden in die Elbe mündende Delvenau und die im Norden zur Trave fließende Stecknitz wurden 1398 mit einem Kanal, der die Wasserscheide überwand, verbunden. Delvenau und Stecknitz verblieben in ihrem natürlichen, stark mäandrierenden Verlauf, so dass durch die geringen Fließgeschwindigkeiten das Treideln möglich war. Später wurde auch die Delvenau in Stecknitz umbenannt. Die Hansestadt Lübeck hatte damit einen Handelsweg geschaffen, um das Salz aus Lüneburg nach Lübeck zu transportieren. Mit dem Ausbau des Stecknitzkanals 1900 zum Elbe-Lübeck-Kanal endete die Stecknitzfahrt. Nach der WIEBEKINGSCHEN KARTE von 1786 waren in der Stecknitz-Niederung noch Auwaldreste vorhanden. Die Grünlandbereiche wurden durch ein enges, flaches, mit Gehölzen bewachsenes Grabensystem entwässert. Im Laufe der Zeit wurde der Grünlandanteil auf Kosten des Auwaldes vergrößert. Bedingt durch die extensive oder fehlende Nutzung im Bereich der innerdeutschen Grenzanlagen kam es zu einem verstärkten Aufwuchs von Gehölzen, der nach 1983 zur Sicherung der innerdeutschen Grenze systematisch nahezu vollständig entfernt wurde. Die anschließende, überwiegend extensive Grünlandnutzung wurde mit Wegfall der Grenzanlagen teilweise intensiviert.

Die Niederung wird heute größtenteils von Grünland eingenommen, das noch überwiegend feucht, in Senkenlagen sogar zeitweilig überstaut ist. Bemerkenswerte Arten des Grünlandes sind Oeders Gelb-Segge, Sumpf-Brenndolde und Wiesen-Knöterich. In trockeneren Kuppenlagen haben sich Magerrasen mit Echtem Wiesenhafer, Englischem Ginster und Sparriger Binse entwickelt, während in den staunassen Senken Staudenfluren mit Sumpf-Greiskraut und Gelber Wiesenraute sowie Röhrichte vorkommen. In der nassen bis feuchten Talsohle stocken überwiegend Erlenbruchwälder, am Talrand auch Erlen-Eschenwaldfragmente. Auf den ostwärts anschließenden Talsandflächen existieren feuchte Stieleichen-Birkenwälder. Das Naturschutzgebiet dient u. a. Braunkehlchen, Rebhuhn, Wachtelkönig, Kiebitz und Wiesenpieper als Reproduktions- und Rückzugsraum sowie Baumfalke, Bekassine und Rotschenkel als Nahrungs- und Rastgebiet. Nennenswert ist das stabile Vorkommen der Gebänderten Heidelibelle und der Sumpfschrecke. Von den über 30 nachgewiesenen Laufkäferarten sind die Ahlenläufer Bembidion gilvipes und Bembidion guttula, der Listkäfer Poecilus versicolor sowie der für das Elbufer angegebene Schnellläufer Harpalus luteicornis hervorzuheben.

Der Zustand des Gebietes ist befriedigend. Entlang des ehemaligen Grenzstreifens zieht sich von Nord nach Süd ein Brachestreifen von 20 – 50 m Breite. Dieser Streifen wird überwiegend von Hochstaudenfluren besiedelt, in die allmählich Gehölze einwandern. Große Teile der angrenzenden Grünlandflächen werden derzeit durch extensive Schafbeweidung genutzt. Durch die extreme Entwässerung der ehemals feuchten bis nassen Niederung sind die anstehenden Niedermoortorfe zum Teil stark degradiert. Das Entwicklungsziel besteht darin, durch flächenhafte Verfüllung der Gräben die Niederung wieder zu vernässen.

Vom schleswig-holsteinischen Witzeeze existiert ein Fußweg über die Stecknitz zur Dückerschleuse nördlich von Zweedorf. Ansonsten ist das Gebiet nur von den Ortslagen aus zu erleben.

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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