NSG Unteres Warnowland

Aufgrund der hohen Wasserqualität kommen in der Warnow noch Meerforelle, Flussneunauge und Fischotter vor. Entlang des Flusses erstreckt sich ein kilometerlanges Niedermoor mit Feuchtwiesen und Bruchwäldern. Das Gebiet ist zugleich Trinkwasserschutzgebiet für die Stadt Rostock.

Das Schutzgebiet umfasst die Niedermoorbereiche des Warnowtales und einige Talhänge der angrenzenden Grundmoränenlandschaft von der Grenze zwischen den Landkreisen Bad Doberan und Güstrow nördlich Schwaan bis zur Ortschaft Dalwitzhof in unmittelbarer Nähe der Hansestadt Rostock. Es liegt in Höhen von 0 – 38 m NN und gehört zur Landschaftseinheit „Warnow- und Recknitztal mit Güstrower und Bützower Becken“.

Das Warnowtal geht auf eine radiale Spalte im Eis des Pommerschen Gletschers der Weichsel-Kaltzeit zurück. Der Niedermoorkörper füllt das Tal mit einer Mächtigkeit bis zu 12 m aus und weist den typischen Aufbau eines jungpleistozänen Talmoores auf. Über einer bis zu 10 m mächtigen Muddeschicht liegen 2 bis 3 m mächtige Seggen- und Schilftorfe, randlich z. T. durchsetzt mit Erlenbruchwaldtorfen. Das Talmoor ist im Gebiet fast durchgängig 750 m breit. Aufgrund der geringen Höhenunterschiede im Talraum wird das Moor bis nahe an den Talrand durch aperiodische Überflutungen der Warnow beeinflusst. Die Warnow ist im Bereich des Schutzgebietes ein rückgestauter, langsam fließender Niederungsfluss.

Neolithische Funde belegen eine frühe Besiedlung des Warnowtales durch den Menschen. Erste urkundliche Erwähnungen von slawischen Siedlungen auf Mineralbodeninseln innerhalb des Niedermoores stammen aus dem 12. Jahrhundert. Hinweise auf eine weidewirtschaftliche Nutzung der Warnowwiesen finden sich im Rostocker Stadtarchiv in der aus dem Jahre 1471 stammenden „Acta betreffend die Verpachtung der Warnowwiesen durch die Stadt“. Entwässerungsmaßnahmen im Gebiet südlich der Stadt Rostock sind erstmals für das Jahr 1589 schriftlich belegt. Bis zum Ende der 1960er Jahre wurden die Niedermoorbereiche nahezu flächendeckend in Form von schwach entwässerten Mähweiden genutzt. Danach wurde die Bewirtschaftung grundwassernaher Wiesenkomplexe zunehmend aufgegeben. Die Grünlandnutzung konzentrierte sich auf großflächig durch Gräben entwässerte Bereiche des Durchströmungsmoores. Aus historischer Zeit sind kleine Handtorfstiche belegt, seit 1920 wurde maschineller Torfabbau bis in das Jahr 1969 betrieben. Die Stadt Rostock deckt ihren gesamten Trinkwasserbedarf ohne Uferfiltration aus dem Warnowwasser. Aus diesem Grund liegen die Warnow und ihr Einzugsgebiet bis Schwaan in einem Trinkwasserschutzgebiet.

Auf den Feuchtwiesen kommen Trollblume, Breitblättriges Knabenkraut, Wiesen- Knöterich und viele Sauergräser vor. Aufgelassene Feuchtwiesen werden von Mädesüß-Staudenfluren besiedelt. Ausgedehnte Grauweidengebüsche und Erlenbruchwälder mit Schwarz-Erle, Bruch-Weide und Lorbeer- Weide lockern die Wiesenlandschaft auf. Für waldfreie Moorstandorte im Bereich ehemaliger Torfstiche sind Moor-Reitgras, Duft-Mariengras, Schwarzschopf- Segge, Zweizeilige Segge, Rasen-Segge, Graugrüne Sternmiere, Sumpf-Platterbse und Gelbe Wiesenraute charakteristisch. Diese Seggenriede blieben hier seit vielen Jahrzehnten ohne Nutzung erhalten. An den Talhängen sind überwiegend magere Fettweiden, gelegentlich auch Magerrasen zu finden. Der Fischotter ist im Gebiet heimisch, ebenso Wachtelkönig, Tüpfelralle und Bekassine. Raritäten unter den Singvögeln sind Blaukehlchen, Schlagschwirl und Beutelmeise. Der Fluss wird von Meerforelle und Flussneunauge auf ihrem Weg in die Laichhabitate in den Zuflüssen der Warnow genutzt.

Der Zustand des Gebietes ist gut. Größere Grünlandbereiche sind durch früheren Umbruch und Entwässerung geschädigt. Auf grundwassernahen Standorten erfolgte inzwischen häufig eine Auflassung. Störungen für die Tierwelt gehen von der Angelnutzung und vom Bootstourismus aus. Deshalb wurde das Angeln und das Anlegen mit Booten in einigen Abschnitten des Schutzgebietes eingeschränkt. Die Bundesautobahn 20 zerschneidet das Gebiet seit 1998 durch ein Brückenbauwerk. Das Entwicklungsziel besteht darin, die Feuchtwiesen durch Mähnutzung zu erhalten sowie in anderen Teilen des Gebietes die natürliche Entwicklung der Moorlebensräume zu ermöglichen. Dazu ist es notwendig, den Wasserhaushalt im Talmoor auf hohem Niveau zu stabilisieren.

Die Warnow wird als Wassersport- und Wandergewässer für nichtmotorisierte Boote genutzt. Das Warnowtal wird auf seiner Ost- und seiner Westseite von Wiesenwegen oder kleinen Landstraßen flankiert. Von diesen zweigen in Richtung Warnow Wege ab, die in Abhängigkeit von der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung auch zugänglich sind.

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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