NSG Wakenitzniederung

Um die weitere ungestörte Entwicklung des ehemaligen Grenzflusses zu sichern, ist der nur 15 km lange Fluss heute fast vollständig durch Naturschutzgebiete geschützt. Das Flusstalmoor hat eine besondere Bedeutung als Nahrungs-, Rast und Brutgebiet vieler Vogelarten. Auf einer kleinen Binnendünenfläche wächst seltene Magerrasenvegetation.

Das Schutzgebiet liegt südwestlich der Ortschaft Herrnburg bei Lübeck in Höhen von 4 – 11 m NN. Es gehört zur Landschaftseinheit „Westmecklenburgisches Hügelland mit Stepenitz und Radegast“.

Das Tal der Wakenitz entstand als Schmelzwasserrinne im Zuge des Eisabbaus der letzten Vereisung. Glazilimnische Beckensande bilden die Oberfläche. In der Nacheiszeit setzte eine durch Quelltätigkeit hervorgerufene Vermoorung des Tales ein. Südlich von Herrnburg sind sowohl die Torfe als auch die Beckensande stellenweise überdünt. Seit dem 13. Jahrhundert wurden diese Prozesse überlagert durch die mit der Errichtung des Mühlenstaus in Lübeck verbundene großflächige Versumpfung des Tales. Die Niedermoortorfe erreichen heute im unmittelbaren Talraum teilweise mehrere Meter Mächtigkeit. Die Wakenitz entwässert über die Trave in die Ostsee. Ihr fließen im Schutzgebiet der Lüdersdorfer Bach und der Herrnburger Mühlenbach zu. Das Gefälle der Wakenitz beträgt bei einer Lauflänge von ca. 7 km im Gebiet etwa 0,14 m.

Die seit 1291 bestehende Stauberechtigung der Hansestadt Lübeck hatte ein Stauziel von rund 4,2 m NN, das im Jahre 1873 um etwa 0,5 m reduziert wurde. Durch diesen Mühlenstau müssen größere Flächen im Tal unter Wasser gesetzt worden sein. Ende des 18. Jahrhunderts existierten keine offenen Wasserflächen mehr, die Moorflächen waren größtenteils bewaldet. Im Norden der Niederung wurde zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 2. Weltkrieges Torf zu Brennzwecken gestochen. Im Tal gab es bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts Hofstellen, die nach 1961 beseitigt wurden. Die Herrnburger Binnendüne ist der Rest einer ehemals großen Wanderdünen- und Heidelandschaft südlich der Ortslage. Die Dünen wurden im Zuge der Grenzsicherung eingeebnet. Anschließend wurden die Flächen ebenfalls als Acker genutzt. Nach 1991 sind alle Ackerflächen aufgelassen bzw. stillgelegt worden, das Grünland ist dagegen teilweise wieder in extensive Weidenutzung genommen worden. Auf der Herrnburger Düne ist mit einer Schafbeweidung begonnen worden.

Die Niederung der Wakenitz wird überwiegend von Feucht- und Bruchwäldern eingenommen. An quelligen Standorten kommen u. a. Sumpf-Blutauge und Fieberklee vor. Auf den großen Ackerbrachen haben sich Quecken- und Silbergrasfluren entwickelt, in denen seltene Arten wie die Sand- Strohblume zu finden sind. Die Binnendüne und der Brachestreifen östlich der Wakenitzniederung werden von teilweise artenreichen Sand-Magerrasen, Silbergrasfluren und kleinflächig von trockenen Zwergstrauchheiden eingenommen. Insbesondere die Binnendüne weist bemerkenswerte Flechten wie die Rotfrüchtige Becherflechte und die Einseitswendige Rentierflechte auf. Die Magerrasen werden durch Grannen- Ruchgras, Englischen Ginster, Borstgras und Gemeine Grasnelke geprägt. Auf den offenen Sandflächen kommen Stierkäfer und Sandlaufkäfer vor. Von den nachgewiesenen Tagfalterarten sind besonders Rostbinde, Östlicher Reseda- Weißling und Sonnenröschen-Bläuling erwähnenswert. Weitere charakteristische Großschmetterlinge des Schutzgebietes sind Kleines Nachtpfauenauge, Beifußmönch und Malachiteule. Im Gebiet wurden u. a. Kammmolch, Knoblauch- und Kreuzkröte sowie Laubfrosch gefunden. Für die Vogelwelt ist die Wakenitzniederung vor allem als Nahrungs- und Durchzugsraum von großer Bedeutung. Die überwiegend bewaldete Niederung ist Lebensraum von rund 60 Brutvogelarten, u. a. von Pirol, Schlagschwirl und Beutelmeise. Bemerkenswerte Brutvögel der Ackerbrachen sind u. a. Heidelerche, Steinschmätzer und Raubwürger. Brutverdacht besteht auch für Ziegenmelker, Gänsesäger und Wachtelkönig. Die Wakenitzniederung wird regelmäßig vom Fischotter genutzt.

Der Zustand des Gebietes ist gut. Durch die jahrzehntelange Nutzungsauflassung insbesondere der Feuchtwiesen an der Wakenitz entwickelten sich diese Flächen zu Röhrichten, Staudenfluren, Seggenrieden und Bruchwäldern. Am Südrand des Gebietes wird die Autobahn 20 das Wakenitztal queren. Das Entwicklungsziel besteht darin, die ungestörte Entwicklung der Moorstandorte des Wakenitztales zu sichern. Zum Erhalt der hochspezialisierten Fauna der Heiden und Magerrasen sind periodische Störungen (Schaffung von Rohböden) und Schafbeweidung notwendig.

Das Gebiet ist nur am östlichen Rand über öffentliche Wege begehbar. An der Binnendüne und am Waldrand südlich von Herrnburg informieren Schautafeln über das Gebiet.

 

 

 

 

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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