Untergebiete Stiftungsflächen

NSG Gothensee und Thurbruch

G5 NP Insel Usedom

Das Gebiet liegt südlich der Seebäder Bansin und Heringsdorf in Höhen von 0,1 bis 1,0 m NN. Es gehört zur Landschaftseinheit „Insel Usedom“.

Das bogenförmige Südende des Sees vor einem kleinen Wall und die Einschnürung des Nordteils markieren Gletscherloben des Velgaster Eisvorstoßes. Während der Litorina-Transgression war der Gothensee über die Parchenniederung mit der Ostsee verbunden. Anschließend entwickelte sich in der Thurbruchsenke ein Durchströmungsmoor. Die über mächtigen spätglazialen Beckensanden und geringmächtigen Mudden abgelagerten Torfe erreichen dabei selten Mächtigkeiten über 2 m. Am südlichen Ufer des Gothensees wuchs über dem Niedermoor ein Regenmoor auf. Im 19. Jahrhundert wurde bei Neuhof ein Kanal zur Ostsee angelegt, um den See abzulassen und die Fläche als Grünland zu nutzen.

Von 1700 bis etwa 1960 wurde im Regenmoor Torf gestochen. 1771 wurde damit begonnen, das Durchströmungsmoor zu entwässern und urbar zu machen. Mehrfach wurde seitdem das Grabennetz erneuert und vergrößert. In den Jahren 1967/68 erfolgte erneut eine umfassende Melioration, um außerhalb des Schutzgebietes eine intensive Rinderhaltung zu betreiben. 1997/98 wurde der Sack-Kanal vertieft, um die gesamte Thurbruchsenke über ein neu errichtetes Schöpfwerk zu entwässern.

Etwa ab 1970 verschwand die submerse Vegetation des durch übermäßigen Nährstoffeintrag hoch belasteten Gothensees fast vollständig. Inzwischen bilden Ähriges Tausendblatt und Kamm-Laichkraut vereinzelt wieder schüttere Bestände. Die Krebsschere taucht seit 1996 am Südufer wieder auf. Das Vorkommen der Weißen Seerose ist rückläufig, während die Wasserfeder im See häufig auf tritt. Der Röhrichtgürtel wird von Gemeinem Schilf und Schmalblättrigem Rohrkolben gebildet. Das Regenmoor ist weitgehend mit Astmoos-Kiefernmoorwald bestockt. In älteren Torfstichen treten noch Torfmoos-Seggenriede und Torfmoos-Wollgrasriede auf. Auf einem Teil des Regenmoores wurden 1991 die Gehölze entnommen. Hier haben sich Sumpf-Porst und Heidekraut ausgebreitet. Torfmoosrasen aus Sphagnum palustre und S. acutifolium beherbergen Sumpf-Haarstrang und Kriech-Weide, während im Land-Reitgrasried das Torfmoos Sphagnum rufescens vorkommt. Im Randbereich des Regenmoores existieren in verlandeten, aber noch nassen Torfstichen Steifseggenriede, in die Gagel, Schwarz-Erle und Ohr-Weide einwandern. Trockenere Torfstiche werden von Pfeifengrasbeständen mit Lungen-Enzian, Glocken-Heide und Gemeiner Moosbeere geprägt. Im Moor wurden mehr als 1 900 Falter-Arten nachgewiesen. Hervorzuheben sind der Moor-Bürstenbinder, der Spinner Laelia coenosa, der Spanner Carsia sororiata sowie die Bläulinge Plebeius optilete, Callophrys rubi und Plebeius argyrognomon. Als typische Arten kommen auch Enzian-Moorbläuling, Großer Dukatenfalter, Hochmoor-Gelbling, Perlmutterfalter und Feuerfalter im Gebiet vor. Kreuzotter, Ringelnatter, Blindschleiche und Wald-Eidechse konnten beobachtet werden. Für Erd- und Kreuzkröte ist der Gothensee Laichgebiet. Neuerlich tritt auch der Teichmolch wieder auf. In den Schilfbeständen brüten Kranich, Graugans, Höckerschwan, Rohrweihe und Rohrdommel. Hauben- und Zwergtaucher sind verbreitet, Rothalstaucher und Schwarzhalstaucher selten bis sehr selten. Häufig anzutreffen sind Bartmeisen, in wenigen Paaren brütet die Beutelmeise. Zur Nahrungssuche wird der See regelmäßig vom Seeadler, Roten und Schwarzen Milan und während der Zugzeit auch vom Fischadler aufgesucht. Der Fischotter ist am See verbreitet.

Der Zustand des Gebietes ist unbefriedigend. Die Nährstoffbelastung des Sees ist sehr hoch, da die tiefgreifende Entwässerung des gesamten Thurbruchs weiterhin stattfindet. In den Regenmoorresten ist aufgrund der zunehmenden Austrocknung die Torf bildende Vegetation fast vollständig verschwunden. Das Entwicklungsziel besteht darin, im Gothensee eine deutliche Reduzierung der Nährstoffbelastung zu erreichen und die ehemals reiche Submersvegetation zu fördern. Dazu ist es notwendig, dauerhaft oberflächennahe Wasserstände im Thurbruch zu gewährleisten. Im Regenmoor sollen der weitere Verlust an Torf bildenden Vegetationsformen gestoppt und ihre erneute Ausbreitung gefördert werden. Dazu ist jeder Wasserabfluss durch Grabenverfüllung zu unterbinden.

Um das Gebiet herum existieren Straßen und Wege, von denen aus an vielen Stellen Einblicke in das Schutzgebiet möglich sind.

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

Kurzinfos

Detailkarte

Karte mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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