Untergebiete Stiftungsflächen

NSG Goor-Muglitz

G1 BR Südost-Rügen

Das NSG im Biosphärenreservat Südost-Rügen besteht aus acht Teilgebieten, die mit einer Ausnahme alle auf der Halbinsel Mönchgut liegen bzw. Buchten des Greifswalder Boddens sind, die im Süden und Südwesten an Mönchgut grenzen: „Having und Reddevitzer Höft“ mit einem schmalen Saum von Kern-Rügen zwischen Neu Reddevitz und Moritzdorf, „Göhrener Litorinakliff und Baaber Heide“ westlich von Göhren, „Nordperd“ östlich vom Ostseebad Göhren, „Schafberg bei Mariendorf“, „Salzwiesen bei Middelhagen“, „Lobber Ort“ östlich von Lobbe, „Zicker“ mit den Halbinseln Groß- und Klein-Zicker und den dazwischen liegenden Boddengewässern Kaming und Zicker-See sowie „ Südperd “ beim Ostseebad Thiessow (Aufzählung von Nord nach Süd). Die Gebiete gehören zur Landschaftseinheit „Nord- und ostrügensches Hügel- und Boddenland“.

Die in den Greifswalder Bodden hineinragende Halbinsel wurde durch die jüngsten Gletschervorstöße der Weichsel-Vereisung und die vor etwa 7 900 Jahren einsetzende Litorina-Transgression mit ihren bis in die heutige Zeit nachwirkenden Küstenausgleichsprozessen geprägt. Diese schufen den für Mönchgut so charakteristischen Wechsel von reliefreichen pleistozänen Inselkernen und weit geschwungenen Nehrungen mit unterschiedlich erhaltenen Strandwallsystemen, die zur Ostsee hin mit Flugsand bzw. Dünen bedeckt sind und boddenseitig häufig in vermoorte Niederungen um verlandende Restseen übergehen. Die meist deutlich nach Ost bzw. Ostnordost ausgerichtete Morphologie der Inselkerne zwischen den Boddenausläufern spiegelt das Spaltennetz im Zustand des fortgeschrittenen Eiszerfalls des letzten Stadiums der Weichsel-Vereisung wider. Während im Raum der heutigen Boddengewässer und Nehrungen noch große Toteisblöcke lagen, wurden dazwischen liegende Spalten mit Schmelzwassersanden unterschiedlicher Mächtigkeit ausgefüllt. Nach Abschmelzen des Eises blieben die „Spaltenfüllungen“ als Vollformen zurück. Diese mehr oder weniger langgestreckten Höhenrücken bestehen im Wesentlichen aus geschichteten feinkörnigen Sanden, die im Verband weitgehend ungestört sind. Die Sande sind von einer geringmächtigen Moräne, die oft mit zunehmender Höhe in ein sandiges Restsediment übergeht, lückenhaft bedeckt. Am Kliff bildet eine durchschnittlich 2 m mächtige Kliffranddüne den oberen Abschluss. Im Liegenden der Feinsandserie folgt – häufig unter dem Strandniveau – ein kompakter Geschiebemergel, der in unregelmäßigen Abständen in den Sand aufgepresst ist. Massive Geschiebemergelaufragungen kommen ebenfalls vor. Der 300 m vor dem Göhrener Nordstrand in 7 m Wassertiefe liegende und etwa 1,5 m über den Wasserspiegel hinausragende „Buskam“ gilt mit 40 m Umfang als größter Findling Norddeutschlands. Der „Bakenberg“ ist mit 66 m die höchste Erhebung des Inselkerns. Mit 43 – 45 m weisen das Nordperd und das Zickersche Höft die höchsten Kliffs des Gebietes auf, in der Having werden die größten Tiefen mit ca. 5 m unter NN erreicht. Natürliche Fließgewässer fehlen. Kleinflächig finden sich, insbesondere an Hangfüßen und unterhalb derselben im Übergang zum Küstenüberflutungsmoor, kleine Durchströmungsmoore, auf Groß Zicker auch Hangquellmoore.

Die Mönchguter Landschaft ist seit der Jungsteinzeit Siedlungsland, wie u. a. das etwa 4 000 Jahre alte „Herzogsgrab“ in der Baaber Heide belegt. Im 13./14. Jahrhundert gelangte die Halbinsel in den Besitz des Klosters Eldena bei Greifswald und erhielt so seinen Namen (der „Mönche Gut“). Nach der Säkularisierung 1535 wurde das Mönchgut herzoglicher Besitz. Zur Zeit der SCHWEDISCHEN MATRIKELAUFNAHME (1696) herrschte auf Moränenstandorten Ackernutzung vor. Die Niederungen und viele Kliffhänge wurden als Weideland genutzt, ebenso die kliffnahen Plateaubereiche des Zickerschen Höfts, des Göhrener Litorinakliffs und des Nordperds. Auf Groß Zicker war in dieser Zeit das Weideland mit einzelnen Büschen, bei Göhren auch mit einzelnen Laubbäumen durchsetzt. Einzig auf dem Plateau unmittelbar hinter der Kliffkante am Südperd ist ein kleiner „Wald“ mit Buchen und Eichen ausgewiesen; auf Klein Zicker gibt es einen „Eichenhügel“ und einen Eichenhang (das Nordost-Kliff ist auch heute noch Eichen-Hangwald). Im 19. Jahrhundert wurden die Baaber Heide und die Plateauflächen des Nordperds sowie Flächen oberhalb des Göhrener Litorinakliffs aufgeforstet. Die Beweidung der fossilen Ruhekliffs wurde zu dieser Zeit aufgegeben, Gehölze wanderten ein. Das MESSTISCHBLATT von 1886 zeigt im Wesentlichen die heutige Waldverteilung. Vor allem auf den Höhen der Halbinsel Gr. Zicker erfolgten nach 1945 Aufforstungen mit Lärche, Schwarz-Kiefer und Wald-Kiefer, an einigen Stellen auch mit Pappel. Ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts fielen in den Hochgebieten zunehmend die Äcker brach, die auf den armen Böden jahrhundertelang als Kleinfelderwirtschaft in Kultur waren. Sie entwickelten sich zu Magerrasen und werden heute durch Schafhaltung, überwiegend in freiem Gehüt, bewirtschaftet. Die Grünlandnutzung der Niederungen wurde dagegen intensiviert. Gab es um 1900 erst einen einzigen Deich (zwischen Middelhagen und Lobbe), so waren die Küstenüberflutungsmoore und Strandwallfächer um 1980 nahezu komplett eingedeicht, über Schöpfwerke entwässert und in Intensiv-Saatgrasland umgewandelt worden. Tief liegende Flächen wurden aufgelassen, hier bildeten sich Brackwasserröhrichte heraus. Die wenigen noch ungedeichten Flächen der Niederungen liegen heute im NSG. An den Außenküsten erfolgten Küstensicherungsmaßnahmen. So wird die äußerste Landspitze des Nordperds seit 1905 von einer Uferschutzmauer umgeben. Am Südperd – dem nicht bebauten Teil des Thiessower Inselkerns – ist das Kliff nach der Sicherung durch Küstenschutzanlagen inaktiv geworden.

Mönchgut wird durch seine Offenlandschaften, die sanfte Übergänge zu Gebüschen und kleineren Wäldern aufweisen, geprägt. Die außerordentliche Standortvielfalt bietet auch heute noch über 90 Arten der Roten Liste der Höheren Pflanzen Lebensraum. In den Zicker Bergen werden die ehemaligen Ackerflächen von Weide-Magerrasen mit Massenbeständen der Wiesen-Schlüsselblume, mit Rot-Straußgras, Rot-Schwingel, Knöllchen-Steinbrech, Knolligem Hahnenfuß, Gemeiner Braunelle und Herbst-Löwenzahn eingenommen. Hervorzuheben sind Steppenlieschgras-Trockenrasen und Trockensäume mit Berg-Haarstrang, Gemeinem Dost, Weißer Schwalbenwurz, Frühlings-Fingerkraut, Pfirsichblättriger Glockenblume und Berg-Heilwurz. Auf aufgelassenen Äckern des Bakenbergs sind Schillergrasrasen mit Kegel-Leimkraut, Steifem Augentrost, Zierlichem Schillergras und Spurre entwickelt. Artenreiche Halbtrockenrasen und Magerrasenbrachen kommen auch auf dem Schafberg bei Mariendorf, an den Hängen des Göhrener Höfts, bei Moritzdorf und bei Seedorf vor. Neben der im 19. Jahrhundert aufgeforsteten Baaber Heide, die in ihren trockensten Teilen einen Blaubeer-Kiefernhalbforst trägt, existieren nur wenige, aber sehr verschiedenartige Wälder auf Mönchgut. Als herausragende Besonderheit kommen an südexponierten Kliffstandorten Eichen-Hangwälder mit Sommer-Linde, Elsbeere sowie Wild-Apfel, Wild-Birne und Vogel-Kirsche vor. Auf dem Thiessower Kliff am Südperd hat sich ein Wärme liebender Hasel-Eichenwald mit Hirschwurz und Echtem Salomonssiegel in der Krautschicht entwickelt. Auf dem Nordhang stockt dort dagegen ein edellaubholzreicher Buchen-Eschenwald. Auf dem Göhrener Höft existieren u. a. ein Traubeneichen-Buchenwald, der auf die frühere Niederwaldnutzung zurückzuführen ist, und ein Wär me liebender Kalk-Buchenwald mit Roter Heckenkirsche. Salzweiden mit Meer-Stranddreizack, Milchkraut, Salz-Binse und Strand-Wegerich kommen noch nordwestlich von Thiessow und südlich von Middelhagen vor. Bemerkenswert ist das reichliche Vorkommen der Gelben Spargelerbse. Die flacheren Boddengewässer werden von Kamm-Laichkraut besiedelt, während in der Ostsee vor der Mönchguter Küste u. a. Seegras und Blasentang vorkommen. Bis zu 16 000 Wasservögel nutzen die geschützten Buchten des Greifswalder Boddens als Nahrungs-, Ruhe-, Rast- und Überwinterungsgebiet. Die Pfeifente hat hier ihr östliches Überwinterungsareal in Nordwest-Europa. Höckerschwan, Hauben-, Zwerg- und Rothalstaucher, Grau- und Brandgans sowie Löffelund Knäkente brüten hier. Von den Greifvögeln ist der Mäusebussard häufiger Brutvogel, während Rohrweihe, Habicht, Turm- und Baumfalke selten vorkommen. Die Uferschwalbe siedelt in 17 Kolonien im Gebiet. Wachtel, Bekassine, Rotschenkel und Steinschmätzer zählen zu den seltensten Brutvögeln. Häufig sind u. a. Karmingimpel, Neuntöter und Braunkehlchen; die Brutdichte von Sperbergrasmücke und Grauammer gehört zu den höchsten in Mecklenburg-Vorpommern. Bei den Heuschrecken sind Feldgrille, Westliche Beißschrecke, Warzenbeißer und Blauflügelige Ödlandschrecke hervorzuheben. Von den gefährdeten Tagfalterarten sind Schwalbenschwanz, Trauermantel, Rostbinder, Wegerich-Scheckenfalter, Sonnenröschenbläuling und Gemeines Grünwidderchen anzutreffen. Der im Gebiet vorkommende halobionte Putzkäfer Agonum monachum hat in Deutschland nur drei Fundorte. Die umgebenden Boddengewässer sind Heringslaichgebiete, der Zickersee ist Laichschongebiet.

Der Gebietszustand ist gut. Die wenigen noch bestehenden kleinen Äcker, die Trocken- und Magerrasen sowie die Salzweiden werden extensiv bewirtschaftet – eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt des landschaftsprägenden Offenlandcharakters Mönchguts. Vorgesehen sind der Umbau der Nadelbaum- und Pappelforsten, die Wiedervernässung heute noch eingedeichter und mit Schöpfwerken entwässerter Gebiete (Baaber Heide, Grünland südlich Gr. Zicker, Zicker- und Lobber Seeniederung) und die Wiederaufnahme der Beweidung von aufgelassenem Salzgrasland. Geprüft wird die Erweiterung des NSG um einige unmittelbar benachbarte Bereiche (Zickerniß, Lobber Seen, Grünland westlich Baaber Heide).

Mönchgut wird in jedem Jahr von Zehntausenden Urlaubern besucht. Alle Teilgebiete können auf ausgeschilderten Wanderwegen erlebt werden. Für einige Gebiete bieten die Kurverwaltungen und das Nationalparkamt Rügen geführte Wanderungen an. Auf den Boddengewässern gelten Befahrensregelungen.

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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