Untergebiete Stiftungsflächen

NSG Gothensee und Thurbruch

G5 NP Insel Usedom

Die Zerninsee-Senke befindet sich im Osten der Insel Usedom, unmittelbar an der Grenze zur Republik Polen, in Höhen von 1 bis 30 m NN. Sie gehört zur Landschaftseinheit „Insel Usedom“.

Im Norden, Süden und Westen ist die Senke mit dem inzwischen verlandeten Zerninsee von steil ansteigenden sandigen Hochflächen umgeben, wobei der nördliche Hochflächenrand in das NSG einbezogen wurde. Am Fuße dieser Hochflächen existieren zahlreiche Quellaustritte, aus denen das Durchströmungsmoor mit Wasser versorgt wird. Die Senke ist auf einen verschütteten Toteisblock des Gletschers des Pommerschen Vorstoßes der Weichsel-Vereisung zurückzuführen, der nach dem Austauen die zunächst wassererfüllte Hohlform hinterließ. Die holozäne Verlandung beginnt mit einigen Dezimetern limnischer Sande, es folgt eine bis 5 m mächtige Kalkmudde, die im Nordwestteil der Senke durch Torfmudde vertreten wird. Diese limnischen Bildungen werden flächendeckend von Niedermoortorf von 1 bis 3 m Mächtigkeit bedeckt. Im östlichen Teil der Senke, dem so genannten Swine-Moor, wuchs auf das Durchströmungsmoor ein Regenmoor auf, bis durch die Anlage des Torfkanals die beschleunigte Verlandung der Moorblänke des Zerninsees eingeleitet und das Wachstum des Regenmoores unterbrochen wurde. Die Wasserzuführung erfolgt ausschließlich über Regen- und Grundwasser. Über den ständig wasserführenden Torfkanal hat die Senke Verbindung mit dem Stettiner Haff.

Die gering entwässerte Senke wurde in den Randbereichen jahrhundertelang als Weide oder Streuwiese genutzt, das Swine-Moor erst mit zunehmender Entwässerung seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Bis zu seiner Eindeichung und dem Bau eines Sperrwerkes am Haff um 1920 wurde das Moor regelmäßig überschwemmt. Zwischen 1936 und 1938 wurde der „Ringgraben“ um die Seesenke angelegt, der die Verlandung des Restsees beschleunigte. Während dieser Graben später verfiel, wurde das Entwässerungssystem in den kultivierten Moorbereichen bis 1990 unterhalten. Zentrale Teile des Regenmoores wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts zum Abbau von Brenntorf genutzt. Der Zerninsee war bereits am 23. 7. 1938 unter Naturschutz gestellt worden, ohne dass dieser Schutzstatus in den folgenden Jahrzehnten wirksam wurde.

Der Regenmoorbereich wird durch Birken- und Birken-Kiefern-Moorwälder geprägt. Auf flacher abgetorften, feuchten Flächen stockt Wollgras-Birken-Kiefern-Moorwald. In der Bodenvegetation dominieren Scheidiges Wollgras und dichte Torfmoospolster mit Sphagnum palustre, S. fallax und S. nemoreum sowie dem Laubmoos Aulacomnium palustre. Auf nicht oder früher abgetorften Flächen hat sich Blaubeer-Birken-Kiefern-Moorwald etabliert, der in trockenen Bereichen eine zweite Baumschicht mit Buche, Stiel-Eiche und Vogelbeere aufweist. Bedeutsam ist das Vorkommen des Torfmooses Sphagnum girgensohnii. Um die Seesenke herum bilden Erlenbruchwälder einen nahezu geschlossenen Ring. Im Nordwesten existieren Alterlenbestände mit einem hohem Anteil der Gemeinen Esche. Der zentrale Bereich der Seesenke wird von ausgedehnten Schilfröhrichten eingenommen, die stellenweise von Grau-Weiden unterbrochen werden. Bemerkenswert sind hier Kamm-Wurmfarn, Moor-Labkraut und Blutwurz-Fingerkraut. Im Übergangsbereich zwischen Moor- und Mineralböden im Süd- und Südostteil des Naturschutzgebietes werden bis heute Frischwiesen extensiv bewirtschaftet. Die in das Schutzgebiet einbezogenen mineralischen Standorte am Fuße der Moränen sind mit Kiefer oder Rot-Buche bestockt und stellen z. T. Altwaldstandorte dar. Im Gebiet wurden u. a. Zwergtaucher, Bekassine, Waldwasserläufer, Mittelspecht, Rohrschwirl und Hohltaube brütend nachgewiesen. Regelmäßig brütet auch der Kranich mit 1 bis 2 Paaren im NSG, ebenso ein Seeadlerpaar. Seit 1995 wurde im Gebiet der Uhu nachgewiesen, der im benachbarten Nationalpark „Wolin“ in Polen ausgewildert wurde. Aus der Amphibienfauna wurden Kreuzotter, Ringelnatter, Moor- und Grasfrosch sowie Zaun- und Waldeidechse gefunden.

Der Zustand des Schutzgebietes ist unbefriedigend. Das Moor wird weiterhin über ein Schöpfwerk auf polnischem Gebiet entwässert, so dass die Sukzession in den zentralen Moorbereichen, besonders aber innerhalb der Seesenke rasch voranschreitet. Notwendig sind die Abkopplung des Gebietes vom Schöpfwerk und der Verschluss aller wasserabführenden Gräben.

Der Torfweg, der einzige öffentliche Weg im Schutzgebiet, wird durch Radfahrer und Wanderer genutzt.

Quelle: Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): „Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern“, Schwerin, Demmler Verlag 2003, 720 S. – ISBN 978-3-910150-52-2. Mit freundlicher Genehmigung © Demmler Verlag

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Karte mit freundlicher Genehmigung (c) Demmler Verlag

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